Solo-Wandern: Tipps zum Wandern allein

 

Ella Staden ist Texterin, Abenteurerin und Natursammlerin aus Wales. Wenn sie nicht gerade auf den Wellen der Keltischen See surft, verschlägt es sie am liebsten ganz alleine in die Natur. In diesem Blog erzählt sie uns von ihrer 200-km-Rundwanderung um Irlands höchsten Gebirgszug an der Westküste und erklärt, wie solch eine Tour im Alleingang unser Selbstvertrauen in vielerlei Hinsicht stärken kann.

 

Ella Staden at the start of a solo hike along the west coast of Ireland

Die Vorbereitung

Ob man sich vollständig auf die Gefühle, die während eines langen Solo-Abenteuers inklusive Wildcampen auf Körper und Geist einprasseln, vorbereiten kann?

Ganz ehrlich: Ich glaube nicht. Aber es ist trotzdem ratsam, sich so gut es eben geht auf möglichst viele Situationen vorzubereiten, um positiv anstatt ängstlich gestimmt in sein Vorhaben zu starten. Ich würde sagen, die wichtigsten Grundlagen sind eine gute Ausrüstung, gesunder Menschenverstand und die Fähigkeit, richtig Kartenlesen zu können.

Mache dich mit deiner Ausrüstung vertraut und höre auf die Vernunft, wenn du da draußen unterwegs bist. Lerne, fundierte Entscheidungen zu treffen und kenne deine Grenzen: Zu weit über die eigenen Grenzen hinauszugehen ist, nun ja, ziemlich bescheuert. Stößt man aber bis an seine Grenzen, wächst man über sich selbst hinaus. Wichtig ist, dass du immer deine Sicherheit im Hinterkopf behältst.

Ja, manchmal muss man wirklich Entschlossenheit an den Tag legen. Die Gefühle gehen auf und ab wie die Berge und Täler, die man entlangwandert. Sei darauf vorbereitet. Angst und Erleichterung, Einsamkeit und Euphorie gehören mit dazu. Lass dich von ihnen nicht nervös machen oder aus dem Konzept bringen. Am allerwichtigsten ist, dass die Panik niemals die Oberhand gewinnt.

Aber genug der Ratschläge. Sofern diese Rahmenbedingungen erfüllt sind, kann ich nur sagen: Mach es einfach! Geh raus, entdecke die Welt und sei so abenteuerlustig wie möglich. Das Leben ist kurz und wir haben nur eins. Meine Erfahrung ist: Wenn du auf andere wartest, um dich ins Abenteuer zu stürzen, passiert meist nichts. Deshalb schultere deinen Rucksack und gehe deinen eigenen Weg.

Und vergiss nicht: Egal, wie gut du dich vorbereitest – manchmal verlaufen die Dinge einfach nicht nach Plan. Darin liegt das Abenteuer. Und in diesem Sinne nehme ich euch nun mit auf einen „sommerlichen“ Trip an Irlands Südwestküste.

Raus in die freie Natur

Stell dir folgende Situation vor: Vorgebeugt drücke ich mich mit meinem ganzen Gewicht gegen den Wind, blicke mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit und versuche verzweifelt, mein Zelt aufzustellen. Es läuft nicht gut. Die Heringe springen genauso schnell heraus, wie ich sie im Boden versenken kann. Die Wucht des Regens ist schmerzhaft, das Material wird mir immer wieder aus der Hand gerissen.

Mit anderen Worten: Ich habe Angst.

Ich habe nur sehr selten Angst in der freien Natur. Normalerweise fühle ich mich dort am wohlsten, allein im Zelt unter weitem Himmel. Aber in dieser Nacht, als der Sturm Antoni um mich herum aufzog, fühlte ich mich so schutzlos wie nie zuvor.

Ich befand mich auf der abgelegenen Halbinsel Inveragh, etwa auf halber Strecke des Kerry Way, dem mit 220 km längsten markierten Fernwanderweg Irlands. Stürme sind an dieser kahlen Küste keine Seltenheit, und obwohl ich von Anfang an ständig mit Unwettern zu kämpfen hatte, war diese Nacht eine ganz besondere Herausforderung für mich und meine Ultraleichtausrüstung.

Eine Woche später erfuhr ich, dass die Böen auf exponierten Hügeln und an der Küste bis zu 100 km/h erreicht hatten: Das glaube ich sofort. So fand ich mich pitschnass und verzweifelt in der einbrechenden Dunkelheit wieder, hinterfragte meine Lebensentscheidungen und verfluchte meine anhaltende Unfähigkeit, einen „normalen“ Urlaub zu buchen.

Nachdem ich alle mir möglichen Maßnahmen ergriffen hatte, um das Zelt zu sichern, schlüpfte ich hinein in meinen Schlafsack und hoffte auf das Beste. Der Wind rüttelte so heftig am Zelt, dass an Schlafen und Kochen nicht zu denken war. Ich war einen ganzen Tagesmarsch von der Zivilisation entfernt und zutiefst beunruhigt. So lag ich da, überzeugt, dass das Zelt reißen und ich bis auf die Knochen durchnässt in der Dunkelheit liegen würde. Die Situation versetzte mich in einen so tiefen Stresszustand, dass mir davon ganz übel wurde.

Doch als der Morgen anbrach, war mein Zelt noch ganz. Mein Einfallsreichtum und meine Ruhe hatten sich ausgezahlt! Ich kam mir ganz kühn und unverwüstlich vor, als ich (ein wenig selbstgefällig) meinen Rucksack packte und weiterging, denn ich war stolz darauf, den Sturm allein überstanden zu haben.

Genießen

Wenn wir von einer „Herausforderung“ sprechen, denken wir meist an Geschwindigkeit, Streckenlänge oder die Schwierigkeit des Geländes. Aber wenn du alleine unterwegs sind, kannst du dir deine eigenen Ziele setzen, und wenn du nicht gerade an einem Rennen teilnimmst, solltest du dir die Zeit nehmen, dein Abenteuer zu genießen. Schließlich bist du im Urlaub, und was willst du letztlich beweisen – und wem?

Damals wusste ich es noch nicht, aber das gemütliche Mittagessen unter einer Eiche, für das ich mir am ersten Tag Zeit nahm, war der größte Luxus meiner Tour. An diesem Tag lief ich nur die Hälfte der Strecke, die ich mir vorgenommen hatte, und genoss stattdessen den milden Sommernachmittag, bevor das schlechte Wetter hereinbrach. Und ich habe es keine Sekunde bereut, denn die nächsten fünf Tage haben sich als die nasseste Wanderung, die ich je gemacht habe, in mein Gedächtnis eingebrannt.

Die Lektion lautet also: Genieße jeden Augenblick, solange du kannst!

Der nächste Tag war lang und kräftezehrend. Neun Stunden kämpfte ich mich durch stürmischen Gegenwind und Regen, die sich in meine Haut bohrten. Als ich gegen sechs Uhr abends an einem flachen Fleck Land vorbeikam, beschloss ich, schon etwas früher ein „Sicherheitslager“ aufzuschlagen.

Wildcampen* ist zwar in vielen Ländern nicht erlaubt, auf Mehrtageswanderungen wird das Nachtlager dennoch üblich in der freien Natur aufgeschlagen, was oberhalb der Baumgrenze im Allgemeinen geduldet wird. In der Nähe von Wohnsiedlungen kann es jedoch schwierig sein, einen unauffälligen Platz zu finden. Sieh dir deshalb vorher sorgfältig die Karte an und beachte besonders das Gefälle und die Flächennutzung. Nimm dir ausreichend Zeit für diese Vorbereitung, denn der Stress, wenn man auf der Suche nach einem geeigneten Platz erschöpft und verzweifelt in der drohenden Dämmerung umherwandert, ist nicht zu unterschätzen.

*Bitte beachte, dass Wildcampen sehr einsam machen kann. Wenn du eine Tour mit Selbstverpflegung planst, also ausreichend Essen mitnimmst und unterwegs Wasser filterst, kann es leicht passieren, dass du tagelang niemanden siehst. Sollte das dein erstes Abenteuer dieser Art sein, überlege dir gut, ob du das wirklich möchtest.

Wer mit dem Zelt unterwegs ist, sollte sich auch auf den Auf- und Abbau des Zeltes bei Regen vorbereiten, denn es ist extrem wichtig, dass die Ausrüstung trocken bleibt. Leider sind wir keine Amphibien, deshalb solltest du dir vorher überlegen, wie du dich im Zelt umziehst, ohne dass deine nasse Kleidung den Zeltboden in einen Teich verwandelt, während es draußen weiterhin in Strömen regnet.

Mein Ratschlag: Packe alles doppelt ein. Trockensäcke(Öffnet in einem neuen Fenster) sind deine besten Begleiter und ich würde niemals ohne sie auf eine Trekkingtour gehen, egal, wie vielversprechend die Wettervorhersage ist. Die meisten Rucksäcke werden mit einer Regenhülle geliefert, aber um vollständig wasserdicht zu sein, brauchst du zusätzlich einen Packsack (ich nehme den Osprey 100 L Packliner(Öffnet in einem neuen Fenster)). Und hier noch ein Tipp: Die Drybags von Osprey lassen sich komprimieren, sodass deine Kleidung vakuumdicht verstaut ist und du den wertvollen Platz im Rucksack maximal nutzen kannst.

Auch die richtige Organisation deiner Ausrüstung im Rucksack ist wichtig, denn so kannst du vermeiden, dass du im Regen all deine Sachen herausholen musst, bis du endlich dein Zelt findest. Aber nach ein paar Nächten im Zelt wirst du deine eigenen Abläufe fürs Campen – auch bei Regen – finden.

Am nächsten Morgen, nachdem ich in genau so einer Situation im Regen mein Nachtlager aufgeschlagen hatte, bahnte ich mir einen Weg über vereinzelte Felsbrocken in einem Tal, das von alten Steinmauern durchzogen war. Weiter unten trieb ein Hirte seine Schäferhündin an, so, wie es schon seit Urzeiten in dieser Gegend üblich ist. Ihr Körper reagierte auf seine geheimnisvollen Befehle: Ein schwarzer Schatten, der sich wie Rauch zwischen den weißen Flanken der Schafe abzeichnete.

Als ich vorbeiging, blieb er stehen und unterhielt sich mit mir. Er schien froh zu sein, jemandem zu begegnen, und auch ich freute mich – schließlich hatte ich zwei Tage lang keine Menschenseele mehr gesehen. Er sprach ein Englisch, das ich so noch nie gehört hatte. Mit Mühe entschlüsselte ich seine Neugier für die Welt außerhalb Irlands: den Brexit, die Lebensmittelpreise, die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. Seine wässrigen Augen und sein wettergegerbtes Gesicht schienen direkt aus dieser Landschaft gemeißelt zu sein und gaben mir das Gefühl, dass die Zeit manchmal wirklich stillsteht. Es gibt Menschen, die den Hof, auf dem sie geboren wurden, niemals verlassen und sich auch sonst nie allzu weit davon entfernt haben. Seine Generation ist vielleicht die letzte ihrer Art.

Ich stapfte weiter, doch während der nächsten Kilometer ging mir der Akzent des Bauern nicht mehr aus dem Kopf. Ein Gefühl von Melancholie übermannte mich angesichts der modernen Welt, in der Verkehr, Technologie und stetige Vernetzung die traditionellen Praktiken und einfacheren Lebensweisen fast völlig verdrängt haben. Die Monotonie des einfachen Lebens auf dem Wanderpfad treibt das Gedankenkarussell an: Man denkt darüber nach, was im Leben wirklich wichtig ist, und kehrt oft mit einer veränderten Perspektive nach Hause zurück.

An sechs von neun Wandertagen standen meine Füße im Wasser. Aber das war okay, denn irgendwo auf halber Strecke war ich unverwundbar geworden. Das Gewicht auf meinem Rücken (23 kg!) tat nicht mehr weh, meine Beine waren kräftiger als zu Beginn und meine durchnässte Kleidung machte mir nichts mehr aus. Doch selbst in diesem abgehärteten Zustand konnte schon ein Wetterumschwung reichen, damit ich mich freute wie ein kleines Kind.

Den ganzen Nachmittag hatten die Skellig-Inseln vor dem gewittergeladenen Horizont gelauert. Weit draußen in der Ferne durchbohrten ihre geheimnisvollen, aber unverwechselbaren Spitzen den tiefen grauen Himmel. Ich konnte verstehen, warum Künstler sich von ihnen inspirieren ließen: Auch ich spürte die Anziehungskraft der entlegenen Felsen, die ungleichmäßigen Zacken im stetigen Spiel mit den unermüdlichen weißen Pferden des Meeres.

Plötzlich, wie aus dem Nichts, öffnete sich ein kleiner blauer Fleck am Himmel, und mein Gesicht wurde endlich vom Sonnenlicht gekitzelt. Es fühlte sich magisch an, wie eine göttliche Hand, die sich nach mir ausstreckte, um meine Stimmung zu retten und mich zurück ins Licht zu holen. Ich setzte mich ohne zu Zögern an genau diesem Fleck hin und sog die Sonnenstrahlen auf.

Ich kann gar nicht beschreiben, wie gut sich die Sonne auf meinem Gesicht anfühlte. Manchmal sind es einfach die kleinen Dinge, die einem wieder Hoffnung, Dankbarkeit und Lebenskraft verleihen. In diesem Augenblick erinnerte ich mich wieder, warum ich Abenteuer liebe, warum ich allein mitten im Nirgendwo saß, auf schmutzigem, nassem, nacktem Boden, und es mir völlig egal war, wie dreckig ich war. Es machte Klick. Ich erinnerte mich genau, warum ich dort war.

Es ist schon verrückt, welche positiven Auswirkungen das Verschwinden einer Wolke auf einen haben kann. Vielleicht ist das der Grund, warum ich Solo-Trekkingtouren so bereichernd finde: Sie geben einem die Möglichkeit, die Natur zu betrachten und gleichzeitig in sich selbst hineinzuschauen, denn sie sind nicht nur eine Reise für den Körper, sondern auch für den Geist.

Daher lautet mein Rat: Pack deinen Rucksack mit allem, was du zum Überleben brauchst (das ist weniger, als man denkt) und geh raus in die freie Natur. Es gibt einem so viel Kraft und du wirst sehen: Du bist taffer, als du denkst.

Der Rucksack: Osprey Kyte 68

Auf dieser Tour hatte ich den Osprey Kyte 68L (Öffnet in einem neuen Fenster)dabei: Er war bis oben hin vollgepackt und hat die Strapazen gut gemeistert. Besonders gut gefielen mir die dehnbaren Außenfächer, um Dinge selbst in die kleinsten Lücken zu stopfen. Praktisch war auch, dass ich nur über meine Schulter greifen musste, um den Reißverschluss des oberen Fachs zu öffnen, ohne den Rucksack abzusetzen.

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Die Schulter- und Hüftgurte waren richtig gut gepolstert und fühlten sich sehr bequem an. Die Passform war so gut wie perfekt, was für mich eine Überraschung war, denn weder die Rucksäcke für Frauen noch die für Männer haben je richtig zu meinem Körper gepasst. Osprey bietet zwei verschiedene Rückenlängen für Frauen an, was für mich als große Frau mit breiten Schultern ein echter Segen ist. Natürlich lässt sich der Rucksack auch auf alle anderen üblichen Arten verstellen, damit er passgenau sitzt. Nachdem ich einen Teil meines Proviants gegessen und so das Gewicht auf ein erträgliches Maß reduziert hatte, spürte ich den Rucksack kaum noch auf meinem Rücken.

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Das integrierte Trinkblasensystem ist unterwegs sehr nützlich (nimm aber einen zweiten Wasserbehälter mit, wenn du zeltest, denn es ist ziemlich mühsam, einen Topf mit dem Trinkschlauch zu füllen). An den praktischen Schlaufen lassen sich Gegenstände außen am Rucksack befestigen. Außerdem mag ich das dunkle Design in Pflaume, denn die Farbe fügt sich gut in die Lila- und Grüntöne der Landschaft ein, sodass ich als Wildcamperin unauffällig unterwegs war und von Weitem nicht sofort gesehen wurde. Ein toller Rucksack für alle Outdoor-Abenteuer!

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